Kluge Leute warten nicht: Warum IT-Security-Fachleute gehen – und was Deutschland daraus lernen sollte
IT-Security-Fachleute sind präzise Menschen. Sie wissen, dass ihre täglichen Entscheidungen über Richtlinien, Netzwerkschutz und Endgeräteabsicherung direkt an hohen Werten hängen. Fehler haben reale Konsequenzen. Diese Berufsgruppe ist es gewohnt, tiefer nachzudenken und eigene Schlüsse zu ziehen.
Im Sommer 2025 führten wir im Security Community Netzwerk von Reiser & Partner Dutzende Gespräche mit Senior Security Professionals. Der Vorteil einer Community von Gleichgesinnten: Man kann offen sprechen – frei von Konzernfloskeln und politischer Taktung.
Das Ergebnis ist ein klares Bild:
Immer mehr IT-Sicherheitsfachleute ziehen die Konsequenz und verlassen Deutschland oder gleich den ganzen Westen. In diesem Beitrag fassen wir die entscheidenden Gründe zusammen.
1. Lebensqualität als Hauptfaktor
Viele Magazine sprechen nur über Karriere oder Geld. Wir haben hingehört, was Fachleute wirklich bewegt.
Zentrale Botschaft: Menschen arbeiten dort gerne, wo sie auch gerne leben.
Cybersecurity-Spezialisten besitzen ausgeprägte logische Fähigkeiten und analytisches Denken. Gerade deshalb sind ihre persönlichen Wünsche oft überraschend bodenständig:
- Leben in naturnahen Umgebungen
- Abstand von Großstadt-Hektik
- Zugang zu sauberem Wasser, frischer Luft und ruhigen Landschaften
- Harmonie für Familie und Kinder
Der Beruf ist geistig hoch belastend: permanente neue Schwachstellen, Hacks, Taktiken und Technologien. Wer diesen Druck aushält, weiß genau, dass er ein stabiles Umfeld außerhalb des Jobs braucht.
Deutschland und Europa stehen dabei kaum auf der Wunschliste. Stattdessen gewinnen Asien und BRICS-Staaten an Attraktivität. Gründe: mehr innere Ruhe, weniger politische Aggression, bessere Chancen auf gesunde Lebensbedingungen.
2. Zukunftsperspektive: Nicht in Deutschland
„Es ist ja nicht so, dass in Deutschland ein Beamter bei Start-ups klingelt und fragt: Guten Tag, was brauchen Sie, um erfolgreich arbeiten zu können?“
Das Gegenteil ist Realität: Überbürokratie, fehlende Förderung, schwache Anerkennung für Selbstständige.
Dazu kommen Belastungen, die von vielen Befragten als systematisch empfunden werden:
- Finanzämter und Krankenkassen bombardieren Selbstständige mit Anfragen und teils abstrusen Begründungen.
- Versicherungsbeiträge werden aus Gutdünken mehrfach in wenigen Jahren umgestellt – oft ohne versicherungsrechtlich nachvollziehbaren Grund.
- Selbst wenn keine Veränderungen vorliegen, müssen immer wieder Nachweise erbracht werden, als ginge es darum, die Zeit der Versicherten künstlich zu binden.
Die Frage liegt nahe, ob sich dahinter Beschäftigungsmethoden oder gar Schädigungsmechanismen verbergen. Fakt ist: Wer als IT-Selbstständiger permanent mit Einkommenserklärungen und Krankenkassenabfragen beschäftigt wird, kann in dieser Zeit keine Einnahmen erwirtschaften. Eine Volkswirtschaft lässt sich auch so nachhaltig schwächen.
Im Ausland kennt man diese Hürden in dieser Form nicht. Im Gegenteil: Während die USA unter Trump ein zehnjähriges Moratorium verhängten, das neue AI-Regulierungen untersagt und damit für Entwickler Planungssicherheit schafft, erlässt die EU hochregulierende AI-Verordnungen, bevor hier überhaupt nennenswerte praktische Innovationen entstanden sind.
Für viele coden- oder architekturaffine Fachleute ist das ein Totschlagargument gegen Deutschland und die EU. Ihr Urteil fällt eindeutig aus:
„No-Go.“
Die Konsequenz:
- Kaum jemand möchte in Deutschland bleiben.
- Die EU wird nicht als Alternative gesehen.
- Nicht-EU-Ausland gilt als Zukunftsperspektive.
Das Vertrauen in das „westliche Modell“ ist verloren gegangen.
3. Fully Remote als Standard
Ein klarer Konsens: Zukunft = vollständig remote.
- Senior-Spezialisten setzen auf internationale Projekte mit Remote-Arbeitsbasis.
- Präsenzphasen werden auf kurze Blöcke (Onboarding, Anlagenbesichtigung) reduziert.
- Danach: Homeoffice dort, wo die Familie gerne lebt.
Preisniveau:
- Senior-Experten starten ab 2.500 € Tagessatz.
- „500 € für Murmel-Sortieren“ – so der Tenor über hiesige Angebote – ist keine Option.
Besonders Linux-Security-Spezialisten sind gefragt: von Security as Code über Server-Hardening, Pentesting, Policy-Entwicklung bis zu Zertifizierungen.
4. Warum sie gehen müssen, nicht nur wollen
Die Fachleute sehen keine andere Wahl:
- Burnout-Erfahrungen sind weit verbreitet.
- Verantwortung und Haftung stehen in keinem Verhältnis zu Bezahlung und Bedingungen.
- Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen verschlechtern sich seit 15 Jahren spürbar.
Sicherheits-Experten sind aufgeklärt und global vernetzt. Man kann ihnen keine Illusionen vorspielen. Sie kennen die Fakten und vergleichen international.
Additiv kommt hinzu:
Die großen neuen Technologien, Produkte, Tools und auch die Schwachstellen – bis hin zu Botnetzen – entstehen überwiegend in Asien. Wer in der IT-Security an vorderster Front bleiben will, muss sich zwangsläufig dort orientieren und die Trends aus Asien verfolgen, wo humanoide Systeme bereits fest in den Alltag integriert sind. Weiterbildung findet dadurch immer stärker jenseits formaler Zertifikate statt, denn Kriminalität hält sich weder an Handbücher noch an Prüfungsordnungen.
Was Security-Experten dafür brauchen, ist nicht Militarismus, Kontrolle oder Überwachung, sondern ein Umfeld geistiger Ruhe, das Kreativität und Fachwissen fördert. Die USA spielen dabei überraschend selten eine Rolle: Sie gelten als zusammenbrechendes Imperium, als Bremse bei Software und Security, mit einer Lebenswirklichkeit aus Obdachlosigkeit und Straßenbildern, die kaum an Wohlstand erinnern. Selbst hohe Dollargehälter schmelzen dort schnell dahin.
Viele Fachleute sind müde geworden, hochkomplexe Sicherheitsprobleme zu lösen, während sie selbst in prekären oder unharmonischen Umfeldern leben müssen. Ein naturnahes, ruhiges Umfeld wird daher höher bewertet als Konsum oder Shoppingwelten.
5. Zeitliche Perspektiven dieser Gedanken
In den vertraulichen und anonymen Gesprächen mit den Fachleuten spielen auch Fragen des Zeithorizontes für Wegzugsüberlegungen eine wichtige Rolle. Dabei zeigen sich klare Verteilungen:
- 10 % sind bereits im Nicht-EU-Ausland.
- 50 % sind proaktiv, fertig geplant, mit kurzfristig gepackten Koffern auf dem Absprung.
- 20 % beschäftigen sich mit dem Gedanken des Remote-Fortzuges, bewerten ihr aktuelles Umfeld, klären Verbindlichkeiten und Familienangelegenheiten und setzen sich innerlich aktiv mit dem Schritt auseinander.
- 20 % haben Auswanderung bislang nicht als konkrete Option. Sie bemerken jedoch zunehmend störende Faktoren wie Aggressivität in Unternehmen und negative Veränderungen des gesellschaftlichen Umgangs im Berufskontext.
Ein interessanter Aspekt, der in vielen Erzählungen auftauchte und bisher kaum Beachtung findet, betrifft den alltäglichen Lebensmitteleinkauf:
- Insolvenzen im lokalen Einzelhandel führen dazu, dass selbst die Versorgung mit Grundbedarfsgütern zur logistischen Herausforderung wird.
- Wege und Zeitaufwände steigen, selbst für Kleinigkeiten des täglichen Bedarfs.
- Für viele wird die ohnehin knappe Freizeit dadurch weiter belastet.
Ein nicht unerheblicher Teil der Gesprächsteilnehmer unseres Community-Netzwerks bei Reiser & Partner teilt die Einschätzung, dass die Prozessflut zur Alltagsorganisation mit Familie das erträgliche Maß längst überschritten hat. Das Resultat: Keine Lebensqualität mehr.
Fazit: Handeln statt reden
Die Gespräche machen deutlich:
- Lebensqualität schlägt Gehalt.
- Remote-Arbeit ist Standard, nicht Ausnahme.
- Zukunftsperspektiven liegen außerhalb Deutschlands und der EU.
Appell:
Wer Fachkräfte halten will, muss echte Lebensqualität, Wertschätzung und unternehmerische Freiheit schaffen – keine Marketingfloskeln. Andernfalls bleiben Security-Profis nicht hier, sondern gehen dorthin, wo Arbeit und Leben in Balance sind.
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Warum immer mehr IT-Security-Fachleute Deutschland verlassen: Gründe, Trends und Konsequenzen – aus vertraulichen Gesprächen der Community 2025.
Fokusschlüsselbegriff: IT-Security Fachleute verlassen Deutschland
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