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Nico Reiser

CISO RDU Security Center
Senior Cybersecurity Expert
Data Protection Engineer

experience in security since 1996

Die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung unserer Welt bringt nicht nur Fortschritte, sondern auch erhebliche Risiken mit sich. Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen, Unternehmen und Regierungen nehmen in Umfang und Komplexität zu. Ein effektives Mittel, um auf diese Herausforderungen vorbereitet zu sein, ist die Teilnahme an einem Cyber Polygon – einer umfassenden Simulation groß angelegter Cyberbedrohungen. Dieser Beitrag gibt Einblicke in die Funktionsweise eines Cyber Polygons, den personellen Aufwand und die strategische Bedeutung solcher Übungen für Security-Experten.


Ein Cyber Polygon ist eine global koordinierte Simulationsübung, die darauf abzielt, Teilnehmer auf realistische Cyberangriffsszenarien vorzubereiten. Ziel ist es, die Fähigkeit zur Abwehr großflächiger, koordinierter Cyberbedrohungen zu verbessern. Die Simulation wird häufig von Organisationen wie dem World Economic Forum (WEF) oder Unternehmen mit tiefem Fokus auf Cybersicherheit, wie der russischen Sberbank, organisiert.

Dabei werden reale Bedingungen nachgestellt, um Schwachstellen in bestehenden Sicherheitsstrategien und Reaktionsprozessen zu identifizieren. Cyber Polygons sind für Security-Teams ein wertvolles Training, um Bedrohungen schneller zu erkennen, effektiver zu reagieren und robuste Abwehrmechanismen zu entwickeln.


Die Durchführung gliedert sich in drei zentrale Phasen:

  1. Vorbereitung:
  • Szenario-Definition: Erstellung realistischer Angriffsszenarien wie Ransomware-Angriffe, Zero-Day-Exploits oder Angriffe auf kritische Infrastrukturen.
  • Teilnehmerorganisation: Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, CERT-Teams und Behörden.
  • Technische Infrastruktur: Aufbau einer realitätsnahen Simulationsplattform, oft in einer abgeschotteten virtuellen Umgebung.
  1. Durchführung:
  • Angriffssimulation: Ein „Red Team“ übernimmt die Rolle des Angreifers, während ein „Blue Team“ die Abwehrkräfte testet.
  • Echtzeit-Reaktion: Teilnehmer reagieren unter Druck auf verschiedene Szenarien, simulieren Krisenkommunikation, IT-Wiederherstellung und die Analyse der Bedrohungslage.
  • Koordination: Entscheidend ist die Zusammenarbeit zwischen Teams und die Integration von Threat Intelligence.
  1. Nachbereitung:
  • Auswertung der Teilnehmerleistung (z. B. Reaktionszeit, Identifikation von Angriffsvektoren).
  • Bericht mit „Lessons Learned“.
  • Optimierung von Sicherheitsstrategien und Incident-Response-Plänen.

Die Anforderungen variieren je nach Umfang der Simulation. Typischerweise erfordert ein Cyber Polygon folgende personelle Ressourcen:

  • Red Team (Angreifer): 10–20 Personen, die gezielte Angriffe durchführen.
  • Blue Team (Verteidiger): Variabel, abhängig von der Unternehmensgröße.
  • Moderatoren und Analytiker: 10–30 Experten zur Überwachung und Ergebnisauswertung.
  • Organisatoren und Support: 10–15 Personen für die technische und logistische Umsetzung.

Insgesamt fallen durchschnittlich 100–300 Stunden Arbeitszeit pro Unternehmen an, je nach Komplexität der Szenarien.


Strategische Bedeutung

Cyber Polygons bieten Security-Experten folgende Vorteile:

  1. Erkennung von Schwachstellen:
  • Laut dem ENISA Threat Landscape Report 2023 können durch Simulationen Schwächen in Incident-Response-Prozessen identifiziert werden, wodurch die mittlere Reaktionszeit (MTTR) um bis zu 35 % reduziert wird.
  1. Schulung unter realistischen Bedingungen:
  • Security-Teams lernen, unter Druck schnell und effektiv zu agieren. Dies stärkt die Resilienz gegenüber realen Angriffen.
  1. Förderung der Zusammenarbeit:
  • Die Übungen fördern den Austausch zwischen internen und externen Teams sowie die Integration von Threat Intelligence in den Sicherheitsprozess.
  1. Wirtschaftliche Effekte:
  • Laut einer Studie von Cybersecurity Ventures belaufen sich die Kosten für groß angelegte Cybersecurity-Simulationen auf etwa 500.000–1.000.000 USD. Organisationen profitieren jedoch langfristig durch eine Reduktion potenzieller Schadenkosten, die bei echten Angriffen oft weitaus höher sind.

Fazit: Warum Cyber Polygons ein Muss für Security-Experten sind

In einer Welt, in der Cyberbedrohungen immer ausgefeilter werden, sind Cyber Polygons unverzichtbare Trainingsmaßnahmen für Unternehmen und Security-Experten. Sie bieten die Möglichkeit, Schwachstellen zu identifizieren, Fähigkeiten zu verbessern und sich besser auf reale Angriffsszenarien vorzubereiten. Für Security-Informatiker sind solche Übungen nicht nur ein wertvoller Erfahrungsraum, sondern auch eine Chance, die eigene Organisation resilienter und handlungsfähiger zu machen.


Weiterführende Informationen

Haben Sie Fragen oder planen Sie die Teilnahme an einem Cyber Polygon? Teilen Sie Ihre Gedanken mit unseren SOC Berater – oder nehmen Sie gerne Kontakt mit Reiser & Partner auf.