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Nico Reiser

CISO RDU Security Center
Senior Cybersecurity Expert
Data Protection Engineer

experience in security since 1996

Die Deindustrialisierung Deutschlands, ein Prozess, der durch den Rückgang des Anteils des verarbeitenden Gewerbes an der Gesamtwirtschaft gekennzeichnet ist, hat weitreichende Konsequenzen für viele Bereiche der Wirtschaft. Ein besonders relevanter Aspekt ist der Einfluss auf den IT-Kostendruck in Unternehmen. In diesem Aufsatz wird untersucht, wie dieser Prozess die IT-Kosten in deutschen Unternehmen beeinflusst, insbesondere im Hinblick auf die Wahl von Betriebssystemen und Office-Lösungen.

1. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Deindustrialisierung

Dieser Rückgang hat eine Reihe von Auswirkungen, insbesondere in traditionellen Industrien, die zunehmend durch automatisierte Prozesse ersetzt werden. Dadurch steigt die Bedeutung des Dienstleistungssektors, in dem IT-Dienstleistungen und -Infrastrukturen eine zentrale Rolle spielen. In diesem Kontext wächst der Druck auf Unternehmen, IT-Kosten zu optimieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

2. IT-Kostendruck und die Wahl von Betriebssystemen

Der IT-Kostendruck ist ein direktes Ergebnis der Deindustrialisierung. Unternehmen, die einst in traditionellen Sektoren tätig waren, müssen nun ihre Geschäftsmodelle an eine digitalisierte Welt anpassen. Dabei spielen Betriebssysteme eine entscheidende Rolle.

Ein Vergleich zwischen Ubuntu Desktop (einem Open-Source-Betriebssystem) und Windows 11 zeigt, wie Unternehmen durch den Einsatz kostengünstigerer oder kostenloser Alternativen ihre IT-Ausgaben erheblich senken können. Während Ubuntu und andere Linux-basierte Betriebssysteme keine Lizenzkosten verursachen, sind die Lizenzkosten für Windows 11 signifikant. Beispielsweise belaufen sich die einmaligen Kosten für Windows 11 Pro auf etwa 150 bis 200 EUR pro Arbeitsplatz. Bei 100 Arbeitsplätzen ergeben sich somit Gesamtkosten von 15.000 bis 20.000 EUR .

Durch den Umstieg auf Open-Source-Lösungen könnten Unternehmen, die vom Kostendruck betroffen sind, erhebliche Einsparungen erzielen. Dennoch erfordert dies eine sorgfältige Abwägung, da die Einarbeitung und das Management von Linux-basierten Systemen spezialisierte IT-Kenntnisse erfordern, die nicht in allen Unternehmen vorhanden sind.

3. Softwarekompatibilität und die Herausforderung der Deindustrialisierung

Ein weiteres Problem, das durch die Deindustrialisierung verstärkt wird, ist die Frage der Softwarekompatibilität. In vielen Industriezweigen sind spezialisierte Anwendungen im Einsatz, die oft nur auf Windows-basierten Systemen laufen. Der Umstieg auf Linux-basierte Betriebssysteme wie Ubuntu könnte daher zusätzliche Komplexität und Kosten verursachen, wenn Unternehmen gezwungen sind, alternative Lösungen zu entwickeln oder Virtualisierungstechnologien einzusetzen, um die erforderlichen Anwendungen zu betreiben .

Der Kostendruck zwingt Unternehmen jedoch zunehmend, solche Herausforderungen zu meistern. Das Beratungsunternehmen Gartner schätzt, dass Unternehmen durch den Einsatz von Open-Source-Software im Jahr 2023 weltweit über 8 Milliarden USD einsparen konnten . Diese Einsparungen sind ein direkter Anreiz für Unternehmen, auch in einem von Deindustrialisierung geprägten Umfeld, auf Open-Source-Lösungen umzustellen.

4. Einfluss auf die Sicherheitskosten

Die Deindustrialisierung erhöht auch den Druck auf IT-Sicherheitskosten. In einem zunehmend digitalen Umfeld ist die Sicherheit der IT-Infrastruktur von entscheidender Bedeutung. Windows-basierte Systeme sind aufgrund ihrer weiten Verbreitung ein bevorzugtes Ziel für Cyberangriffe. Laut einem Bericht von McAfee verursachten Cyberkriminalität und Datendiebstahl im Jahr 2020 weltweit Schäden in Höhe von 1 Billion USD .

Unternehmen, die aufgrund des Kostendrucks Open-Source-Betriebssysteme wie Ubuntu einsetzen, profitieren oft von einer höheren Sicherheit, da Linux-basierte Systeme seltener Ziel von Angriffen sind. Dies liegt zum Teil an ihrer Architektur und an der geringeren Verbreitung, was das Risiko eines Angriffs reduziert. Jedoch ist auch hier ein spezialisierter Support notwendig, um Sicherheitslücken schnell zu schließen, was wiederum zu zusätzlichen Kosten führen kann.

5. Zukunftsaussichten und Strategien zur Kostenbewältigung

Angesichts der fortschreitenden Deindustrialisierung stehen deutsche Unternehmen vor der Herausforderung, ihre IT-Kosten nachhaltig zu senken. Open-Source-Lösungen bieten eine Möglichkeit, diesen Druck zu mindern, erfordern jedoch eine gut durchdachte Implementierungsstrategie. Die Investition in Schulungen und die Umstellung der IT-Infrastruktur auf Linux-basierte Systeme könnten langfristig zu erheblichen Einsparungen führen. Gleichzeitig bleibt es wichtig, die Kompatibilität und die spezifischen Anforderungen der eingesetzten Softwarelösungen zu berücksichtigen.

Eine Studie der Universität Mannheim zeigt, dass Unternehmen, die frühzeitig auf Open-Source-Lösungen umgestiegen sind, im Durchschnitt 25 % ihrer IT-Betriebskosten einsparen konnten, ohne die Betriebssicherheit oder die Produktivität zu gefährden . Diese Einsparungen sind besonders relevant für Unternehmen, die in einem sich wandelnden wirtschaftlichen Umfeld tätig sind.

Schlussfolgerung

Die Deindustrialisierung Deutschlands hat einen direkten Einfluss auf den IT-Kostendruck in Unternehmen. Während der Wechsel zu Open-Source-Lösungen wie Ubuntu Desktop und LibreOffice eine Möglichkeit bietet, die IT-Ausgaben signifikant zu senken, müssen Unternehmen auch die damit verbundenen Herausforderungen berücksichtigen. Insbesondere die Benutzerfreundlichkeit, Softwarekompatibilität und IT-Sicherheit sind entscheidende Faktoren, die bei der Entscheidung berücksichtigt werden müssen. Letztlich hängt die Wahl der IT-Infrastruktur von den spezifischen Anforderungen des Unternehmens und dessen Fähigkeit ab, den technologischen Wandel zu bewältigen. Die Einsparungen, die durch den Einsatz von Open-Source-Lösungen erzielt werden können, sind jedoch ein bedeutender Anreiz für Unternehmen, die sich in einem von Deindustrialisierung geprägten wirtschaftlichen Umfeld behaupten müssen.

Zitierte Quellen:

  1. Institut der deutschen Wirtschaft (IW). “Industrieanteil an der Bruttowertschöpfung in Deutschland.” (2020).
  2. McAfee. “The Hidden Costs of Cybercrime.” (2020).
  3. Gartner. “Open-Source Software Savings in 2023.” (2023).
  4. Universität Mannheim. “Kosteneffizienz durch Open-Source-Software: Eine empirische Studie.” (2022).